Komm o mein Freuund! weil noch
die Rosen glühn,
Komm, daß ich, bei des
Weinstocks goldner Thräne,
Die heitre Stirn mit Rebenlaub
dir kröne,
Noch eh der May und seine
Wonne fliehn.
Bald welkt der Hain, bald wird
die Flur verblühn;
Die Nachtigall verlernt die
süßen Töne
Und mit dem Lenz sehn wir die
zarten Schwäne
Nach milderen Gewässern Tempe’s
ziehn!
Uns aber hält das Schicksal
hier gebunden;
Wir müssen treu bei unsrer
Hütte stehn
Und folgen nicht des Jahres
schönern Stunden,
Die lächelnd uns im Tanz
vorüber gehn,
O, laß uns froh in ihren
Chören hüpfen,
Und ungeküßt nicht Eine dir
entschlüpfen.
Nur ein Mahl, Freund! Nur Ein
Mahl leben wir;
Nur Ein Mahl blüht der Lenz
der Jugend dir.
Senkt einst der Tod auch dir
die Fackel nieder,
Dann weckt dich nie die goldne
Frühe wieder.
Genieße froh! so mahnen dich
die Lieder
Des jungen Hains und diese
Rosen hier.
Heut kühlt dich noch das
Schattendach vom Flieder,
Heut küß’ ich dich, heut
trinkst du noch mit mir.
Siehst du die Quelle dort im
Thale fließen?
Sie flieht und eilt und kehrt
nicht mehr zurück
Dein Leben auch; es ist ein
Augenblick:
Und du versäumst es weise zu
genießen?
O, spare nichts auf jenes dunkle
Land;
Die Küste, Freund, ist fern
und unbekannt.